Edle Sitten für Esel

Von unseren ausgearteten und sittenlosen Fürsten aber wird der unter ihnen am höchsten geschätzt und durch die größten Geschenke ermuntert, der die meisten Abscheulichkeiten sagt oder tut.

Der Decamerone – Boccaccio

Denn, zur großen Schande der verderbten und verdammungswürdigen Sitten derer, die sich gegenwärtig Herren und Edelleute nennen lassen und für solche gelten wollen, könnten unsere lustigen Räte eher für Esel, die im Schmutze des gemeinen Gesindels, als für Leute gelten, die an Häfen groß geworden sind. Während damals ihr Geschäft darin bestand, mit aller Anstrengung Frieden zu vermitteln, wo unter den Herren Haß oder Krieg entstanden war, Ehen, Verschwägerungen oder Freundschaften zu stiften, die Höfe zu ergötzen und gleich Vätern die Fehler des Bösgearteten mit scharfem Tadel zu verfolgen, denken sie heutzutage nur darauf, ihre Zeit damit zu verbringen, das sie von einem zum anderen Gehässigkeiten herumtragen, Zwietrachten aussäen, Unanständiges und Schlechtes reden und, was schlimmer ist, vor den Leuten tun, Übles, Beschämendes und Abscheuliches, mag es wahr sein oder nicht, hinter dem Rücken einander nachsagen und mit falschen Schmeicheleien die Gutgesinnten zu Gemeinheiten und Schlechtigkeiten zu verführen suchen.
Von unseren ausgearteten und sittenlosen Fürsten aber wird der unter ihnen am höchsten geschätzt und durch die größten Geschenke ermuntert, der die meisten Abscheulichkeiten sagt oder tut.